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Eine merkwürdige Freundschaft – über den Freundschaftsbegriff als Metapher für die deutsch-US-amerikanischen Beziehungen

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Deutschland - USA- Freundschaftspins

Deutschland – USA- Freundschaftspins

Gute Freunde kann niemand trennen, gute Freunde sind nie allein – so beschreibt Kaiser Franz aus Bayern eine Freundschaft. Wenngleich es sicherlich viele unterschiedliche Definitionen einer Freundschaft gibt, Konsens ist: Freunde helfen sich. Wie angeschlagen die „deutsch-amerikanische Freundschaft“ sei, wurde uns in den letzten Tagen und Wochen zu genüge vorgehalten. Aber ist das eine Freundschaft?

Wie gesagt, in einer Freundschaft hilft man sich gegenseitig. Keine Frage, Amerika hat Deutschland geholfen, als sie die zwölfjährige Schreckensherrschaft Hitlers beendeten, die der Welt den Tod von 55 Millionen Menschen brachte. Amerika half auch, als sie mit ihren Rosinenbombern während der Berliner Luftbrücke die Versorgung der West-Berliner sicherstellten. Wenn aber ein vermeintlicher Freund nicht aus Menschenfreundlichkeit,  aus Freundschaft hilft, sondern aus eigenem Interesse, ist eine Freundschaft nichts wert – denn so verkommt sie zu einem marktwirtschaftlichen „Leistung-Gegenleistung“ –Prinzip. Und es besteht vermutlich kein Zweifel, dass die USA Deutschland vom Nationalsozialismus befreite nicht ohne den Hintergedanken, einen neuen Absatzmarkt schaffen zu können und Einfluss auf einen Staat zu haben, der unmittelbar an der Grenze zum Ostblock liegt.
Wie viel eine Freundschaft mit den USA wert ist, zeigen die Taliban, Ex-Freunde der US-Amerikaner: Als Russland in Afghanistan war, konnte man die Taliban noch bedenkenlos unterstützen. Wie heute das Verhältnis zwischen den USA und den Taliban ist, brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Aber auch als Amerikaner wäre mir eine Freundschaft mit Deutschland nicht viel wert, war Gaddafi doch Jahre zuvor noch ein toller Kumpel, mit dem man sich doch so gerne traf, um zu sprechen, wie man Europas Grenzen von diesen Flüchtlingen freihalten könne.

Und wer ist bei diesem Bild von der deutsch-amerikanischen Freundschaft befreundet? Sind es die Bürgerinnen und Bürger der beiden Staaten? Nein, sie sind es nicht. Weißbier- und Fast-Food-Klischees auf der anderen Seite: Schaut man sich an, was viele Amerikaner über Deutsche denken, zeugt das nicht von einem ernsthaften Interesse. Andersherum ähnlich: Viele Deutsche haben wenig Interesse, abhängig von den „Amis“ zu sein.
Dass aber irgendjemand profitieren muss, liegt auf der Hand. Es sind die Konzernbosse, denen die deutsch-US-amerikanische Freundschaft nutzt. Sie sind Handelspartner, ihnen nutzt der Im- und Export. Aber nutzt es den Arbeitern (in den USA und in Deutschand), von einer Konzernleitung abhängig zu sein, die auf der anderen Seite des Atlantiks sitzt?
Es sind auch die Waffenlobbyisten, die verdienen, wenn Deutschland und Amerika als Hüter des Weltfriedens auftreten, indem sie Bomben werfen und Patronen schießen.

Für Freunde macht man vieles, vielleicht auch Sachen, die nicht ganz legal sind. Einem Freund eine Wohnung zur Verfügung zu stellen, von der er per Knopfdruck Menschen töten kann, während er im Keller Atombomben lagert, würde niemand machen. Daraus besteht aber die Freundschaft im politischen Sinne zwischen den USA und Deutschland größtenteils.
Einen Freund in die Schranken zu weisen, wenn er mal etwas verkehrt macht, gehört ebenfalls zu einer guten Freundschaft. Das hat Deutschland – abgesehen vom Nein zum Irakkrieg und von der Enthaltung zum Angriff auf Lybien – nicht getan und wird es auch in Zukunft nicht tun. Stummes Hinnehmen des amerikanischen Handelns bestimmt die deutsche Politik, wenn man nicht gerade in erster Reihe mit dabei ist, wenn fremde Länder angegriffen werden oder Menschen in aller Welt ausgebeutet werden.

Nicht nur angesichts der Enthüllungen um die NSA sollte man sich überlegen, ob man das, was man Freundschaft nennt, nicht mal beenden sollte. „Amerika, wir machen Schluss mit dir und deinem Kapitalismus“, wäre die richtige Schlussfolgerung aus der NSA-Affäre. Das wird nicht geschehen, zu groß sind die Kapitalinteressen und Einflussmöglichkeiten beider Staaten in der Welt. Aber möglich ist es, alle militärischen Anlagen der Amerikaner in Deutschland zu schließen. Andernfalls macht sich Deutschland des Mordes mitschuldig, wie die Fälle aus Ramstein und Stuttgart zeigen, von wo aus US-Soldaten Drohnenangriffe auf vermeintliche Terroristen in Afrika gesteuert haben sollen. Zudem ist es immer weniger Menschen in Deutschland zu erklären, warum geschätzte 20 amerikanische Atombomben in Deutschland lagern müssen, warum amerikanische Militär-Anlagen nicht nur in Amerika sein können. Eine Freundschaft, auf deren Konto tausende hungernde und tote Menschen durch Ausbeutung und Kriege gehen, braucht niemand! Es ist an der Zeit.

Von Felix Rauls


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