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Die Peshmerga – Ein Blick ins Auge vom Tod

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Peshmerga

Peshmerga

Das Wort Peshmerga ist eine Zusammensetzung aus den kurdischen Wörter “pes”(=vor) und “merg” (=Tod), welche im übertragenen Sinn dem Tod ins Auge sehen bedeutet. Die Peshmerga haben vorallem in Irakisch-Kurdistan eine große politische, historische als auch gesellschaftliche Bedeutung, die bis heute nicht an Aktualität verloren hat.

Dies wird auf der politischen Ebene am deutlichsten durch die langanhaltenden Konfrontation mit der Zentralregierung und dem irakischen Militär in den Grenzgebieten. Weiternoch besitzt die große Mehrheit der kurdischen Bevölkerung eine starke emotionale Verbindung zu den Peshmergas – z.B. in Form gefolterte/verstorbene Aktivisten in der Verwandtschaft, Symbol von Hoffnung und Befreiung, usw. Um eine solide Diskussionsbasis für dieses hochsensible Thema zu ermöglichen, wird im Folgenden versucht eine umfangreiche Analyse durchzuführen.

Ursprung und Entwicklung

Der Begriff hat seine Wurzeln im “Shekh Mahmud Barzinji Aufstand”, bei der man die bewaffneten Kämpfer unter Shekh Mahmud als Peshmerga bezeichnete. Zu beginn der 1920er bekämpften diese Einheiten die britische Kolonialmacht, die die kurdischen Gebiete unter ihrem Mandat gebracht hatte. Der Aufstand wurde dann letzendlich im Jahre 1932 endgültig vom britischen Militär niedergeschlagen. Eine weitere wichtige Prägung wurde dem Begriff durch den kurdischen Schriftsteller, Intellektuellen und Politiker Ibrahim Ahmed zugeteilt. Er war auch gleichzeitig der Mitbegründer der PDK und schaffte es das Wort Peshmerga als Bezeichnung für die bewaffneten Kräfte der Parteien zu etablieren. In der Folgezeit bezeichneten sich alle kurdischen Milizen bzw. Paramilitärs im Irak, unabhängig vom Paradigma und Ideologie der zugehörigen Partei, als Peshmerga. Die Bezeichnung konnte sich im Gegensatz zur Türkei auch vermehrt im Iran durchsetzen. Die PKK als wichtigster politischer und militärischer Akteur der Kurden in der Türkei lehnte vehement die Begriffsnutzung ab und bezeichntete den militärischen Arm “HPG” stets als Guerilla. Dies hat teilweise die Koketterie der politischen Führung als auch die Untermauerung der linksorientierten Politik zur Grunde. Ab 1991 durchführen die Peshmerga eine maßgebliche und tiefgehende Veränderung durch die Konsolidierung der autonomen Region Kurdistan, bei der die kurdischen Revolution “Raperin” und die Errichtung der Flugverbotszone das Fundament legten.

Die Durchsetzung der Hegemonie für die jeweilige Milliz der beiden Regierungsparteien PDK und PUK, führte seit 1991 zu ein ambivlantes Verhältniss der beiden Regimente. Im sogenannten “Bruderkrieg”, bei der sich die beiden Parteien militärisch bekämpften, erreichten die Spannungen schließlich ihren Höhepunkt. Zuvor hat es zwar auch öfters militärische Auseinandersetzungen zwischen den Peshmerga gegeben, aber der Bruderkrieg besaß zwei Nuancen. Zum einen bildeten die Parteien nun die Regierung und nicht mehr den Widerstand weiternoch hatte es zuvor keine bipolare Ausmaße angenommen mit einer derartig starken Konfliktintensität. Schließlich ist nach dem Irakkrieg 2003 und der strategischen Allianz zwischen der PUK und PDK eine neue Situation für die Peshmerga entstanden. Zum einen nahmen sie immer mehr die Form einer konventionellen Armee an, wie am Beispiel der Bekleidung festgestellt werden kann. Zum anderen begannen die Parteien damit die bewaffneten Kräfte unter die Führung des Peshmergaministeriums zusammenzuführen.

Organisation und Struktur

Die utopische Vorstellung der Peshmerga als marschierende Revolutionäre in den Bergen, die sich lediglich Schlachten mit der Regierung lieferten, ist fern von der Realität. Natürlich gehörten Umzüge und Kämpfe zum Leben der Peshmerga dazu, aber der Alltag war ein ganz anderer. Wenn man bedenkt, dass die Lager jahrzehntelang bestehen blieben, wird schnell klar, dass dies einhergeht mit einer enormen logistischen, organisatorischen und wirtschafltichen Aufgabe. Die Parteien mussten streng organisiert und klar strukturiert sein, um überlebensfähig zu bleiben. Dafür gab es die verschiedensten innerparteilische Instanzen und Organe. Es waren Gerichte vorhanden, sowie Gefängnisse, die abgesehen von Kriegsgefangen auch eigene normbrechende Mitglieder beherbergten.  Weiterhin gab es Gruppen, die für Öffentlichkeitsarbeit zuständig waren, diese nutzten dafür unterschiedlichste Mittel – von Flugblätter bis hin zu eigene Radiostationen. Zumal gab es in fast jeder größeren Stadt eine große Anhängerschaft in Untergrundorganisation, die auf kurdisch “Rekxrawi Nawshar” genannt wurden. Daher gab es auch unter den Peshmerga immer Beauftragte, die im ständigen Kontakt zu den Städten standen, um Informationen zu beschaffen oder Aktionen zu koordinieren. Weiternoch musste der tägliche Essens- und Wachdienst organisiert sowie notwendige Waffen und Geld beschafft werden. Die politischen Führer bildeten in den meisten Fällen auch die militärische Führung und etablierten in dieser Ebene eine strenge Militärhierarchie.

Funktion und Bedeutung für die Gesellschaft

Seit 1961 gibt es eine fast kontinuierlicheAnwesenheit der Peshmerga in den Schutz bietenden Gebirgen. Dies hatte weitreichenden Einfluss auf die Zivilgesellschaft und im besonderem auf die Landbevölkerung. Die Peshmergatruppen, die dem irakischen Militär sowohl zahlenmäßig als auch waffentechnisch haushoch unterlegen waren, setzen daher auf verschiedene Formen der Guerillataktiken. Dabei macht vorallem die Unterstützung aus der Zivilbevölkerung die Stärke einer Guerilla aus und im Falle der Peshmerga im speziellen die umliegenden Dorfbewohner. Deshalb hat das irakische Regime stets versucht vor allem den Rückhalt in der Gesellschaft zu bekämpfen, denn eine rein militärische Lösung ist des Öfteren gescheitert. In den ländlichen Gebieten wurden aus diesem Grund eine immense Anzahl an Dörfern dem Erdboden gleichgemacht, welche zu einer Landflucht geführt hat, mit deren Konsequenzen die Region bis heute noch zu kämpfen hat. In den Städten waren Überwachung, Folter und Hinrichtung gängige Praktiken um die Untergrundaktivitäten zu zerschlagen. Das Ziel wurda aber nie erreicht, da mit zunehmender Unterdrückung gleichermaßen der Hass auf die Regierung zunahm und dies mit der Sympathie für die Antagonisten des Regimes einher ging. Hierbei muss man beachten, dass die Peshmerga nicht nur als militärischer Arm der Parteien betrachtet werden können, sondern auch als Symbol für Hoffnung und Befreiung. Radiosender, Prospekte und Mundpropaganda der Parteien zielten aus diesen Grund immer darauf ab, der Bevölkerung ein Bild von einer starken Bewegung, die dem irakischen Regiment die Stirn bieten kann, zu vermitteln. Ein weiterer Bereich, der eher weniger Beachtung genießt, ist der psychologische Effekt, den die Peschmerga als Verkörperung eines Refugiums auslösten. Das Leben in den Bergen als Peshmerga stellte auch immer eine Alternative zum Zivilleben dar, was zur Folge hatte, dass die verschiedensten Gründen zum Griff nach der Waffe geführt haben. Neben den vielzähligen Parteimitglieder aus ideologischer Überzeugung und Kampfteilnehmer aus ethischen Gesichtspunkten, gab es viele Personnen die aus perönlichen, familiären, wirtschaftlichen, stammesstrukturellen, sozialen o.ä. Gründen sich der Bewegung angeschlossen haben. Weitere erwähnenswerte Gruppen waren die Wehrdienstverweigerer und Deserteure. Somit boten die Peshmerga stets eine Alternative zum “normalen Leben” und vereinten diverse Beweggründe für sich.

Rolle der Frau

Die Frauen nahmen – je nach Parteiparadigma und Situation – unterschiedliche Funktionen in der Bewegung wahr. Bei den Hauptparteien PDK und PUK waren Frauen als Kriegspartizipierende eher eine Ausnahme. Aufgrund der patriarchalischen und stammesstrukturellen Prägung der Gesellschaft, wurden ihnen eher organisatorische Aufgaben zugeordnet. Einen wesentlichen Kontrast weisen die Parteien mit starken linken Strömungen nach, wie z.B. die iranische Komala oder türkische PKK, in denen üblicherweise auch Frauen am bewaffneten Kampf teilnahmen. Dennoch ging die Emanzipation auch in diesen Parteien nie soweit, dass eine Frau die politische Führung personifizierte. Die sich selbst als sozialdemokratisch bezeichnende PUK, was ein Paradoxon ist, da die Sozialdemokratie eine marxistische Strömung ist, die den bewaffneten Kampf ablehnt und sich für den parlamentarischen Weg entscheidet, bildet eine Sonderform. Die First Lady des Iraks “Hero Ibrahim Ahmed” auch besser bekannt als Hero Khan verfügt über weitreichende politische Entscheidungsmacht. Fraglich dabei ist inwieweit sie ohne ihren familiären Hintergrund – Tochter von Ibrahim Ahmed und Frau von Jalal Talabani – ihre Position zementieren könnte. Auch die zuvor genannte gesellschaftliche Bedeutung als Zufluchtsort ist für die Frau von besonderer Wichtigkeit. Denn die Frau in der kurdischen Gesellschaft leitet unter schwerwiegende soziale Kontrollmechanismen, deren Ursprung in der feudalistischen,patriarchalischen Geschichte der Region vorzufinden sind. Die Peshmergabewegung war somit eine Art frühe Version von Frauenhäusern, die verleumdeten,marginalisierten Frauen eine Alternative bot. Die dritte erwähnenswerte Gruppe waren die Frauen, die aufgrund von Liierungen mit Peshmergakämpfern ihren Ehemännern in die Berge folgten. Ein klassisches ist hier die zuvor erwähnte Lebengefährtin von Jalal Talabani.

Ästhetik des Widerstands

Es gibt kaum eine Kunstrichtung im letzten Jahrhundert auf dem die Peshmergabewgung, entweder direkt oder indirekt keinen Einfluss genommen hat. Diese Thematik liefert genug Material für ganze Bücherreihen, daher werden im Folgenden lediglich zur Veranschaulichung die Bereiche Lyrik/Musik und Theater angerissen. Die Peshmergalyrik lässt sich grob in drei Formen einordnen: Parteihymnen, Erfahrungsschilderung der Peshmerga und zuletzt zivile Autoren über die Peshmerga. Die Parteihymnen sind eine Form der Propaganda und haben vor allem seit 1991 durch die zugehörigen Fernsehsender und zuvor über Radiosender große Verbreitung in der Bevölkerung gefunden. Durch ständige Wiederholungen haben sich die meisten Hymnen ins kollektive Gedächnis der Bevölkerung eingebrannt. Die Lyrik die von den Peshmerga als Individuen verfasst wurden, sind auch durch Parteipolitik beeinflusst, dennoch gewähren sie ausführliche Einblicke in die Gedanken und den Alltag der Kämpfer. Als Veranschaulichung hierfür dient das Lied ” La Qandili Serbazwa” gesungen von Tahiri Xalili. Der dazugehörige Text ist aufgebaut als Brief eines Peshmergas an einen Freund. Das lyrische Ich drückt seine Überzeugung für den Kampf, seine patriotischen Gefühle und die Zuversicht auf einen Sieg aus sowie die Inkaufnahme des eigenen Todes dafür. Ein Beispiel für die dritte Form wird dargestellt von der Lyrik “Faranji Posh”, welches von der Schwester des im Kampf verstorbenen Peshmergas “Aram” geschrieben wurde, nachdem sie die Botschaft erreicht hatte. Sie beschreibt wie sie sich auf die Suche nach ihren Bruder begibt und zeigt durch mehrere emotionale Passagen die tiefe Sehnsucht und Trauer.  Das Lied gelang an großer Berühmtheit, da das Gedicht von Najmadeen Gholami gesungen wurde, der gleichzeitig ein Freund und Mitkämpfer des verstorbenen Aram war. Die Peshmergabewegung hatte ebenfalls einen maßgeblichen Einfluss auf die Theaterschaffenden ihrer Zeit. Hierbei kann man eine ähnliche Unterteilung durchziehen. Die kurdischen Theaterschaffenden in der Zivilgesellschaft unterlagen ständigen Repressionen. Jedes Theaterstück wurde streng zensiert und musste zunächst von den Behörden genehmigt werden. Eine offene Sympathiebekennung für den Widerstand führte des Öfteren zu langjährigen Haftstrafen und sogar Hinrichtungen. Dennoch gelang es den Theatergemeinschaften politische Kritik und Widerstandsappelle, welche durch Einbindung kurdischer Märchen/Sagen kaschiert wurden, auszuüben. Die Dramatisierung des “Khaj- und Siamandstoffes” ist beispielsweise dazu von verschiedenen Theatergruppen bearbeitet, genutzt und aufgeführt worden. Die Peshmerga Selbst nutzten ebenfalls das Medium. Zu unterscheiden sind hierbei die reinen Agitprop Theaterstücke, in den nur Parteiideologie verbreitet wurden. Davon abgesehen nutzten verschieden Gruppen der Peshmerga das Theater als Ausdruck von Gesellschaftkritik und politischen Verhältnissen, bei der das brechtsche Theater große Verbreitung genoss. Alle größeren Parteien besaßen eine eigene Theatergruppe und führten – unter ständigen Angst vor einem Überraschungsanfriffs – Stücke in den umliegenden Dörfer auf.

Aktuelle Lage

Die Peshmerga haben in den letzten beiden Jahrzehnten eine systematische und strukturelle Veränderung durchlebt. Dabei liegt im Kern die Umformierung der Milizen zu einer konventionellen Armee und die Etablierung des Gewaltmonopols. Es gibt keine genaue Anzahl bezüglich der Einheiten, sie wird jedoch auf 200.000-300.000 Männer und Frauen geschätzt. Seit dem letzten Irakkrieg versucht man die Peshmerga in die irakische Armee einzubinden. Hierzu wurde der offiziele Name zu “regionale Grenzgarden” umgeändert und eine Uniformpflicht in Camouflage Farben eingeführt. Ebenfalls wurden weitgehende Sonderrechte in der irakischen Verfassung durchgestzt, wie z.B. der Verbot für irakische Truppen die autonome Region Kurdistan zu betreten bei gleichzeitiger Erlaubnis für Operationen der Peshmerga im gesamten Irak. Weiternoch trägt der langjährige Peshmerga Kommandant Babakir Zebari das Amt des Stabchefs inne – somit ist er der ranghöchster Oberbefehlshaber der iraksischen Armee. Man hat auch Einheiten innerhalb der irakischen Armee gebildet, die ausschließlich aus kurdischen Soldaten bestehen. Die letzten beiden bedeutsamen Ereignisse in Zusammenhang mit den Peshmerga waren die Konfrontationen mit dem irakischen Militär sowie die Ausbildung von Kämpfern aus den kurdischen Gebieten Syriens. Bei den Konfrontationen im Irak lief es in den umstrittenen Gebieten immer auf ein Kräftemessen hinaus. Zum Beispiel veruschte der Ministerpräsident des Iraks, Nuri Maliki, mit der Formierung der “Dijla Forces”, einer Einhait die nur seinem Kommando untersteht, den Status quo der Peschmerga in den Gebieten in Frage zu stellen. Als 2012 die kurdische Regierung bekannt gab, dass sie einige Tausend kurdische Kämpfer aus dem Nachbarland Syrien ausbilde und zwischen den verschieden Kräften als Vermittler fungierte, setzte es damit auch ein politisches Statement. Zum einen zeigte dies die deutliche Umformierung der Peshmerga, die selbst Ausbildungsmöglichkeiten bietet. Zum anderen untermauerte dies die konsolidierte Autonomie der Region, die zum ersten mal in der Geschichte nicht mehr als fünfte Kolonne diente, sondern sogar regionalen Einfluss gewonnen hatte. Wichtig hierbei ist auch, dass sie dabei eine Gegenposition zu der Zentralregierung einnahm.

Kritik aus Tradition

Die Kritik an den Peshmerga hat eine lange Tradition, wie am Beispiel “Muhammed Mukry” festgestellt werden kann. Mukry, der trotz jeglicher Selbstkritik bis zum Raperin aktives Peshmergamitglied war, begann relativ früh seine auf Erfahrung beruhende Kritik deatailiert als Buch zu veröffentlichen. Die folgende Kritik bezieht sich jedoch nicht auf das komplexe Thema ” historische Peshmergabewegung” sondern auf die aktuelle Entwicklung. In der Einleitung wurde bereits auf die emotionale Bindung hingewiesen, daher benötigt jegliche Kritik ein besonderes Ausmaß an Feingefühl. Zunächst ist die Entwicklung seit 1991 zu betrachten, in der der Status einer Widerstandsbewegung verloren wurde. Sietdem wurde von beiden regierenden Parteien versucht den Milizen eine staatliche Note aufzudrücken. Bis heute ist es aber nicht gelungen die bewaffneten Kräfte zu institutionalisieren. Dieses Phönomen ist typisch für eine Widerstandsbewegung, denn die in der Opposition verprochenen Veränderungen sind für sie schwer umsetzbar und ist auch beispielsweise bei der Hamas seit der Intifada im Gazastreifen vorzufinden. Die Problematik ist bei den Peshmerga noch tiefgreifender, da von der Regierung eine Politik der “subventionierte Arbeitsplätze” verfolgt wird. Durch die Einstellung von Soldaten versuchen beide Parteien Wahlstimmen für sich zu gewinnen, was auch erklärt wieso ca. 70 Prozent des Haushalts der KRG fürs Personal draufgeht. Zusätlich spielt die weitverbreitete Korruption eine Rolle für die rießen Anzahl an Soldaten, denn viele von den Peshmerga existieren nur auf dem Papier, um sich an den Gehältern zu bereichern. Neben der Erdölförderung und Status der umstrittenen Gebieten ist die Bezahlung der Peshmerga ein Hauptkonfliktpunkt zwischen der KRG und der Zentralregierung. Bis auf 10.000-15.000 Soldaten, die dem Peshmergaministerium unterstehen, sind alle anderen Einheiten immer noch reine partei- und führerloyale Kombattanten.Daher ist es durchaus nachvollziehbar, dass sich die Zentralregierung weigert dafür aufzukommen. Dies wird auch deutlich dadurch, dass die PDK mit “Parastin” und die PUK mit “Zanyari” parteieigene Geheimdienste unterhalten. Noch brisanter ist die Lage in der Stadt Kirkuk, in der die beiden Parteien eigene Polizeikräfte stationiert haben, wobei vorallem hier ein Zeichen von Einheit zu erwarten wäre. Die Diskrepanz zwischen den heutigen Peshmerga und der historischen Bewgung zeigten auch die Ereignisse in der Stadt Sulaymaniyah während des Arabischen Frühlings. Als die Menschen vorort ermutigt durch die Revolutionen in Nordafrika gegen das Establishment zu demonstrieren begannen, stellte dies die Regierung vor einer neuen Situation. Nach zweimonatigen Protesten beschloss die Politik die Niederschlagung der Demonstranten mithilfe der Peshmerga. Die Einheiten wurden größtenteils aus entfernte Gebieten wie der Garmyan-Region herbei gezogen – eine Taktik, die auch die kommunistische Partei Chinas 1989 auf dem Platz des himmlischen Frieden nutzte – um moralische Bedenken vorzubeugen. All diese Kritikpunkte werfen die Frage nach dem Nutzen der umformierten Peshmerga auf, denn trotz der offiziellen Truppenstärke is es in einem konventionellen Krieg allen Nachbarländer stark unterlegen.

Die einzige militärische Macht mit denen sich die Peshmerga messen können ist die Zentralregierung und dies beruht auf dem strategischen Vorteil der Kurden im letzten Irakkrieg. Bei der sich langsam erhollenden Zentralregierung ist dies auch nur eine Frage der Zeit. Wieso werden daher diese immenzen Ausgaben nicht in die zahlreichen maroden Bereiche wie z.B. Infrastruktur, Bildungs- oder Gesundheitswesen investiert? Zusammengefasst lässt sich ableiten, dass eine Kritik an der aktuellen Lage nicht das geringste mit einer Diffamierung der Peshmergabewgung zu tun hat. Die Tradition der Bewgung verpflichtet sogar zur Kritik und zur Fordernung nach Verbesserung.

Der Artikel “Einblick ins Auge des Todes”, ist ein Gastbeitrag aus dem Magazin des KSJs (Kurdistans Studenten und Jugend in Deutschland e.V.) Das Magazin kann hier zur Probe gelesen… http://ksjd.de/magazin-4/probelesen

und hier bestellt werden: http://ksjd.de/magazin-4/bestellung


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