Als im vergangenen Herbst hunderte afrikanische Flüchtlinge vor der italienischen Küste bei Lampedusa ertranken, geriet das Schicksal jener Menschen aus Afrika, die Armut, politische Verfolgung und Krieg in ihren Heimatländern nicht länger aushalten und sich deshalb auf der Suche nacsh einem besseren Leben auf den gefährlichen Weg nach Europa machen, auf einmal in den Fokus der europäischen Öffentlichkeit. Clariste Soh Moube trat diese Reise bereits vor zehn Jahren an – sie wollte Fußballerin werden. Doch sie kehrte zurück nach Afrika, weil sie erkannte, dass sie nur auf diese Weise etwas an den Problemen ihrer Heimat etwas ändern kann. Sie hat ihre Erfahrungen in dem bewegenden Buch “Die Falle – heute bin ich stolze Afrikanerin” aufgeschrieben.
Was passiert mit den jugen afrikanischen Frauen, die beschließen, nach Europa zu emigrieren? Sie sind nicht immer zu sehen und auch nicht immer zu hören. Mit den jungen afrikanischen Männern teilen sie das Gefühl des Versagens und der Nutzlosigkeit, solange sie die Mauern der Schengenzone nicht überwunden haben. Ihre Angst, dies nicht zu schaffen und dabei zu sterben, ist begründet. Doch die Hoffnung, in Europas beeindruckende Hightech-Festung hineinzukommen, ist oft viel größer. Clariste Soh Moube beleuchtet in diesem Werdegang und ihre Erfahrung als junge Afrikanerin, die sich entschließt, ihrer Armut ein Ende zu setzen und so ihren Eltern helfen zu können.
schreibt die politische Aktivistin Aminata DTraoré im Vorwort.
Eindrucksvoll beschreibt Clariste Soh Moube die einzelnen Stationen ihrer Flucht aus Afrika, die gefährliche Reise von ihrem Heimatort in Kamerun über Nigeria, Mali, Algerien. Briefe und persönliche Notizen machen aus diesem Buch einen mitreißenden Augenzeugenbericht, der den nackten Kampf ums tägliche Überleben verdeutlicht. Immer nur das Ziel vor Augen, endlich Europa zu erreichen, wird Clariste vorangetrieben, sie will nach Europa, sie will Fußball spielen, sie will frei sein, sie reist durch Länder, die von politischen Wirren zerrissen sind, oft mit nicht mehr als den Kleidern, die sie am Leibe trägt. Alles wird dem einen Ziel untergeordnet: Ankommen in Europa.
Woher wir kamen, zählte nicht. Entscheidend war, wohin wir gingen. Wir waren da, um unseren Tod zu kaufen. Man hatte immer den Eindruck, kurz davor zu sein, wenige Schritte vor dem Ziel, aber die Zeit verging, die Tage folgten einander , und nichts. Nur dieses Europa, in Sicht- und Reichweite, aber nur zur Bewunderung, ohne es berühren zu dürfen.
Kurz bevor sie nach jahrelanger Reise endlich am Ziel ist, wird sie in Marokko aufgehalten und abgeschoben, die Enttäuschung ist fast mehr, als sie ertragen kann. Hunger, Krankheit und die ständige Angst vor einer Vergewaltigung laugen sie und die anderen Flüchtlinge aus. Die Zukunft: ungewiss, unerträglich. Das Gefühl des Scheiterns: allgegenwärtig. Sie kehrt zurück nach Mali und schöpft dort langsam neue Hoffnung. Wenn es kein Entkommen aus Afrika gibt, dann ist es an der Zeit, dort etwas zu verändern. Sie spielt Fußball, das, was sie am besten kann, trainiert andere Mädchen, wird zu einem Vorbild für andere Frauen und entscheidet: Afrika braucht mich. Sie beginnt, zu kämpfen.
Ihre Geschichte ist eine Geschichte voller Mut und Hoffnung, gegen scheinbar unüberwindbare Verhältnisse, und über die Kraft einer Einzelnen, die so viel Strahlkraft entwickeln kann.
Die Autorin ist eine von zwei Afrika-Koordinatorinnen der Weltfrauenkonferenz in Nepal 2016.