Es war eine Zahl, die für Aufregung sorgte: Laut der Studie des Instituts für angewandte Wirtschaftsforschung (Ipea) stimmten knapp 65 Prozent von rund 4000 Befragten der Aussage zu, dass Frauen durch ihre Kleidung eine Mitschuld an einer Vergewaltigung hätten. Als die Ergebnisse vergangene Woche veröffentlicht wurden, machte die brasilianische Journalistin Nana Queiroz ihren Protest auf dem Portal amerika21.de öffentlich. Innerhalb kürzester Zeit wurde er auch von den sozialen Netzwerken aufgegriffen. Frauen bekannten mit Fotos, Tweets und Posts: “Ich verdiene es nicht, vergewaltigt zu werden.” Zwar korrigierten die Herausgeber der Studie die Zahl später auf nur 25 Prozent, doch immerhin 58,8 Prozent der Befragten sagten aus, dass es weniger Vergewaltigungen gäbe, wenn Frauen ein anderes Verhalten an den Tag legen würden. Dem Protest tat das keinen Abbruch – auch die erste weibliche Präsidentin des Landes Dilma Rousseff bekannte per Twitter ihre Unterstützung zu den Protesten im Netz. Gestern kam es in verschiedenen Städten zu Demonstrationen gegen sexuelle Gewalt und Sexismus in Brasilien. Das Land hat über eine halbe Million Vergewaltigungen pro Jahr, nur die wenigsten werden angezeigt, die meisten betreffen sehr junge Frauen und Kinder. Sexismus und sexuelle Gewalt sind Alltag in dem Land, das für seine Lebensfreude und seine sexuelle Liberalität bekannt ist. Doch offensichtlich sind die Frauen des Landes nicht mehr gewollt, den Alltagsmachismo in den Köpfen unwidersprochen hinzunehmen.
Nachdem auf einem Internetportal die Zahlen einer Umfrage zu sexueller Gewalt und Sexismus veröffentlicht wurden, gab es in den sozialen Netzwerken Brasiliens und gestern auf der Straße heftigen Protest. In der Studie bekannten über die Hälfte der befragten Männer, dass eine aufreizend gekleidete Frau selbst schuld an einer Vergewaltigung sei. Brasiliens Frauen wehren sich – mit der Unterstützung von Präsidentin Dilma Rousseff.