In Montenegro schlagen die Uhren anders – der Landrat des Kreises Bar hat den Staat in einem Insolvenz- und Privatisierungsverfahren um 2,2 Millionen Euro betrogen. Das behauptet zumindest das Postamt des Kreises. Landrat Žarko Pavićević hatte Gebäude und Grundstücke in einem undurchsichtigem Verfahren veräußert.
Das staatliche Bauunternehmen für den Ausbau Bars, ist vergangenes Jahr Bankrott gegangen. Insgesamt stand ein Projekt für vier Millionen Euro aus. Als das Insolvenzverfahren eröffnet wurde, stellte sich heraus, dass der Betrieb 11 Millionen Euro schulden hatte, hautsächlich gegenüber russischen Firmen. Um die mit Žarko Pavićević befreundeten Unternehmer nicht zu verärgern, ging das Grundstück auf dem der Bürokomplex gebaut wurde, mit in die Insolvenzmasse ein. Doch eigentlich gehörte dieses der staatlichen Post.
ArbeiterInnen und Angestellte des Unternehmens haben schwere Vorwürfe gegen den ehemaligen Chef ihrer Firma Pavićević erhoben. So gibt es einige Ungereimtheiten in den Finanzberichten 2012 und 2013. Die ArbeiterInnen sind daraufhin vor ein Gericht gezogen, um der Korruption und kriminellen Vorgänge in der Stadt entgegenzutreten. Angestellte der Finanzabteilung beschuldigen die Chefetage sich während des Bauvorhabens Millionen Euro in die eigene Tasche gesteckt zu haben, was den Schuldenberg von über zehn Millionen erklären würde. Dem Gegenüber steh lediglich ein Etat von vier für alle Bauprojekte der Firma.
Pavićević gehört der Demokratischen Partei der Sozialisten an, einem Parteienbündnis Sozialdemokratischer Kräfte. Unter seinen Amtszeiten hat sich der Schuldenberg der Stadt von einem leichten Plus 2006 auf 20 Millionen Euro angehäuft. Trotz des Vorwurfs der Korruption, der immensen Schulden und fataler Misswirtschaft sieht der Politiker einer rosigen Zukunft entgegen: Es gibt bei der nächsten Wahl erneut keinen Gegenkandidaten.Zudem scheint wahrscheinlich, dass eine Reihe von Hintermännern aus Bar und der Landeshauptstadt Podgorica mit der örtlichen Mafia kooperiert. Auf diese Weise haben sie riesige Grundstücke in Südserbien erworben, so die montenegrinische Polizei. Diese befindet sich seit zwei Tagen auf einem Antikorruptionsfeldzug.