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Rechte verbrennen Flaggen von sozialen Bewegungen & Parteien

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Momentaufnahme eines Protestlers in Fortaleza

Brasilien erlebt die größte Protestwelle seit Jahrzehnten. Am vergangenen Donnerstag waren mehr als eine Million Menschen auf den Straßen und setzten sich für ein korruptionsfreies Brasilien ein. Desweiteren werden mehr Investitionen im Bildungs- und Gesundheitssektor gefordert. Weil in den letzten Jahren die Steuern kräftig anzogen und die Bevölkerung  trotzdem keine Verbesserungen in den Schulen und Krankenhäusern beobachten konnte, zieht es nun die Massen auf die Straßen. 

Aber es geht nicht nur um innerpolitische Streitpunkte. Auch die Fifa bekommt ihr Fett weg. Längst wurde die Fifa als korrupte Maschinerie der Fußballlobby entlarvt. Allein schon die Ticketpreise zeugen von einer bestimmten Clientelpolitik, einer Politik, die für die Reichen gemacht wird. Der kleine Mann, in dem Falle ein fußballverrückter Brasilianer aus der unteren Mittelschicht kann tatenlos zusehen, wie das Fußballspektakel im eigenen Land ohne ihn abbrennt. Während sich in der Loge Blatter-Gesinnte ins Fäustchen lachen und ihren Freunden aus Katar die Hand reichen, kann man aus den Fifa-Berichten vernehmen, dass ganze elf Milliarden Euro in die zwölf WM-Stadien investiert wurden. Darunter ein Stadion in der Hauptstadt Brasilia. Dort gibt es einen Zweitliga- und einen Drittligaverein. Auch in diversen anderen Städten wo ganze Stadien neu errichtet wurden, sucht man vergebens nach professionellen Vereinen, die nach der WM ein würdiges Erbe antreten könnten. So sitzt unser kleiner Mann, unser Brasilianer unteren Mittelschicht vorm Fernseher und muss bei stark ansteigender Inflationsrate, schlechter Infrastruktur, steigenden Steuern ansehen, wie sein Sohn in schlechtausgestatteten Schule kaum Fortschritte macht. Bei aller Liebe zum Fußball – der Protest der Brasilianer ist bei nüchterner Betrachtung der Dinge vollkommen nachvollziehbar und unterstützenswert!

Rechte unterwandern Protestgruppe

Positiv ist nennen, dass die Proteste größtenteils friedlich verliefen. Einige Chaoten, die sich mit der Polizei anlegten, gehörten allerdings zur Minderheit. Seit nunmehr zwei Wochen sind viele Demonstranten bereits auf den Straßen, doch so allmählich kommt Bewegung in die Zusammensetzung der Protestierenden. Die Bewegung wird von Rechten und konservativen Kräften unterwandert. Trotz der von Bürgermeister Fernando Haddad und Gouverneur Geraldo Alckmin zurückgenommenen Fahrpreiserhöhung, kam es am Donnerstag zu erneuten Kundgebungen in der Stadt. Dabei sorgten jene, die sich als “antipartidários” (“anti-parteilich”) bezeichnen, durch gezielte Provokationen und Übergriffe für tumultartige Szenen auf der Demonstration. Nach Angaben der linksgerichteten Zeitung Brasil de Fato kam es zu Angriffen der Rechten auf Demonstranten, Fahnen von sozialen Bewegungen und Parteien wurden entwendet und verbrannt. Mitglieder des Movimento Passe Livre (MPL), der Bewegung für einen kostenlosen  Personennahverkehr, zogen sich nach den Übergriffen von der Demonstration zurück. In einer Stellungnahme distanzierte sich die MPL von den gewaltsamen Provokationen.

Rechte versuchen Bewegung zu spalten

Die größte Protestwelle in Brasilien seit Jahrzehnten

Die größte Protestwelle in Brasilien seit Jahrzehnten

Schon vor Donnerstag hatten die “Anti-Parteilichen” und andere rechte Kräfte an Demonstrationen gegen die Fahrpreiserhöhung in São Paulo teilgenommen. Mit verkürzter Kritik an Korruption und der Regierung der Arbeiterpartei PT sowie extremem Nationalismus versuchen sie, die Proteste gezielt für ihre Zwecke zu manipulieren und die Bewegung zu spalten. Dabei trügt der vermeintlich parteienkritische Anstrich der rechten Demonstranten. So weist Brasil de Fato ihnen Verbindungen zur konservativen Partei PSDB nach. Der Aktivist Maurício Costa de Carvalho sieht in den Interventionsversuchen eine politische Strategie: “Ich glaube, dass war eine sehr ausgeklügelte Politik der konservativen Sektoren, an der die PSDB beteiligt ist.” Die Beteiligung der Rechten an den Protesten müsse somit als bewusster Spaltungsversuch und Angriff betrachtet werden, “von Menschen, die sich das Ende der Linken und von sozialen Bewegungen auf der Straße wünschen”.


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